So
etwas können sich Kenner nicht entgehen lassen.
Mit der Konzertpremiere "Sing we and chant it"
lockte das Junge Ensemble der Mannheimer
Liedertafel zahlreiche Neugierige in ihren
Aufführungssaal in K 2. Chorleiter Stephan
Aufenanger nahm die Besucher gemeinsam mit
seinen Schützlingen an der Hand und führte sie
auf eine Exkursion ins Zeitalter von Elisabeth
I. - ein musikalischer Ausflug in das 16.
Jahrhundert.
"Es
war eine spannende und originelle Zeit der
Musikgeschichte", schwärmte Stephan Aufenanger
zu Beginn der Darbietung. Von einer "unerlebten
Blühte" war die Rede. Von den Virginalisten, den
englischen Komponisten, die mit ihrer Musik
durch Tonmalerei Alltagsthemen wie Leben, Tod
oder Liebe darzustellen versuchten. Die
Besucher, die zu einem großen Teil aus dem
Hauptchor der Liedertafel stammten, waren
gespannt, was das Junge Ensemble zu bieten
hatte. Schließlich ist genau ein Jahr vergangen,
seit Stephan Aufenanger die Leitung übernommen
hatte. Sie wurden nicht enttäuscht.
Wie
die Orgelpfeifen formierten sich die 14
Sängerinnen und Sänger, die alle zwischen 18 und
30 Jahre alt sind, um den Flügel herum. Stücke
von so namhaften Komponisten wie Thomas Morley,
John Dowland und Orlando Gibbons drangen aus
ihren Kehlen und veranlassten das Publikum zu
ausgiebigem Beifall. In einem Lied, "Fair
Phyllis I saw", hütet eine schöne Schäferin ihre
Schafe. Plötzlich fehlt die Herde. Ihr Liebhaber
macht sich auf die Suche nach ihr und
selbstverständlich endet das Ganze in einer
romantischen Liebesszene.
Doch
damit mochte sich Stephan Aufenanger nicht
zufrieden geben. In einem zweiten Block, der
Fortsetzung und Kontrapunkt in einem war, zeigte
sein Junges Ensemble, dass dieselben Themen auch
von Komponisten des 20. Jahrhunderts
aufgegriffen wurden. Sei es mit dem eher
traurigen Stück "The willow tree" von John
Rutter oder "Afton Water", ein Lied über einen
schottischen Bach von David Willcocks. Lautstark
und fröhlich wurde es bei "All things bright and
beautiful" von John Rutter. Das Ohr des Zuhörers
tanzte regelrecht von der linken Seite des
Chores zur rechten. Verweilte dann etwas in der
Mitte bei den tiefen Männerstimmen und ging
schließlich gänzlich auf im gemeinsamen Gesang.
Die
Aufmerksamkeit der Zuhörer ganz für sich hatte
Almut Maie Fingerle. Die Sopran-Solistin
begeisterte mit ihrer klaren und eindringlichen
Stimme. Unterstützt wurde sie lediglich durch
die saften Klänge einer Gitarre von Klaus Lukas.
Nahezu tosenden Beifall spendete das Publikum
für "I will sing with the spirit", das sie
gemeinsam mit Katharina Reiss und Katharina
Böhmer vom Jungen Ensemble darbot.
Konzertbesucher Christian Marx zeigte sich
"beeindruckt von dem, was Stephan Aufenanger mit
dem Jungen Ensemble hier auf die Beine gestellt
hat". Er selbst singt seit 40 Jahren im
Hauptchor und weiß somit, wovon er spricht, wenn
er sagt, dass er diesen Klangkörper überraschend
gut findet. Zufrieden ist schließlich auch der
Leiter des Ensembles. Besonders "der zweite Teil
war sehr gut", lautete das Lob Aufenangers. Er
kündigte an, mit seinem Ensemble im Jahr 2006
neue Wege beschreiten zu wollen. Im Mittelpunkt
soll dann die Kirchenmusik stehen. vedo
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Mannheimer Morgen - 16.02.2005 |