VON UNSEREM REDAKTEUR THOMAS BEHNKE
Barockmusik ist wie in Töne gegossenes Licht. Und was könnte ihren
klingenden Glanz, ihre lichte Festlichkeit klarer hervorkehren als ein
strahlender Sopran in harmonischer Zwiesprache mit einer hell tönenden
Barocktrompete, getragen von majestätischer Orgelbegleitung? Beim
Orgelsommerkonzert am Sonntag in der Paulskirche konnte sich der Zauber
dieser Musik aus eben diesen Zutaten warm und eingängig entfalten.
„Con
voce festiva“, mit festlicher Stimme: Das Eingangsstück, eine
anmutige Arie Alessandro Scarlattis (1660-1725), war musikalisches
Motto und im fein abgestimmten Miteinander Almut-Maie Fingerles
(Sopran), Egbert Lewarks (Trompete) und Martin Reitzigs (Orgel),
ergreifend schöner Einstieg in das Porgramm – dessen
Italien-Schwerpunk freilich, von dem Reitzig eingangs sprach, durch
Werke Bachs und Händels einen starken deutschen Kontrapunkt erhielt.
Die große Leichtigkeit Scarlattis oder Vivaldis
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Trompete mit einer reichen Verzierungstechnik.
Portugall, Dozent für Cembalo und Klavier an der Universität Mainz,
entlocket mit der spätbarocken Sonate D-Dur von Patti der für
Barockmusik ja eigentlich weniger geeigneten romantischen Orgel
musizierfreudig das Bestmögliche. Allerdings hätte bei "Capriccio sopra
la bassa fiamenga "von Fescobaldi eine abwechlu8nsreicherere
Registrierung das Zuhören erleichtert, ebenso wie bei der "Sonata
cromatica" von
gegen den tiefen Ernst Bachs zu setzen, erhöhte
gleichwohl den Reiz des facettenreichen Konzertes.
Almut-Maie Fingerle faszinierte durch ihre
voluminöse, warm klingende Stimme, die Intensität in der Modulation
jedes einzelnen Tons und dessen kunstvolle Verfeinerung durch zarteste
Koloraturen. Insbesondere in dem noch in der Spätrenaissance
angehörenden Lied „O quam pulchra es“ – zunächst in der volkstümlicheren
Version Alessandro Grandis (1575-1630), danach in der ariosen, von
langen Sequenzen geprägten Bearbeitung Monteverdis (1567-1643)
vorgetragen – ließ sie, die sanfte Melancholie regelrecht ausmalend, die
ganze Ausdruckskraft ihrer Stimme erkennen. Gerne hätte man die zunächst
angekündigte Melani-Kantate „All’armi, pensieri“ gehört, die jedoch mit
Rücksicht auf die angegriffene Stimme Fingerles ersetzt wurde durch
Händels D-Dur Suite für Orgel und Trompete. Von Reitzig und Lewark trotz
kurzer Probenzeit souverän bewältig, wirkte das Stück in diesem Umfeld
freilich etwas konventionell.
Die ganze Strahlkraft der Trompete stand Egbert
Lewark ohne jeden Abstrich |
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zu Gebote. Bemerkenswert die unangestrengte
Leichtigkeit seines Tons, der fast mühelos zwischen kraftvollem Forte
und Passagen verhaltener Zartheit variierte, wie auch der kantable
Ausdruck, etwas in der Händel-Suite oder der Sonate Nr. 4 D-Dur von
Domenico Gabrielli (1659-1690). Herausragend die Dialoge mit Fingerle in
Vivaldis gemessen-erhabenem „Domine Deus“ aus dem Gloria D-Dur oder in
der abschließenden Scarlatti-Arie „Mio tesoro“.
Martin Reitzig stand dem in nicht nach, war
stets mehr als nur solider, feinfühliger Begleiter. In der Ausfaltung
der komplexen Harmonik und schwermütigen Tiefe der ausladenden dorischen
Toccata und Fuge in d von Bach bot er, wie später nicht minder in Bachs
Präludium und Fuge a-Moll, eine überaus beeindruckende solistische
Leistung, die zugleich die klanglichen Möglichkeiten der Mozartorgel
voll zur Geltung brachte.
Für den lang anhaltenden, herzlichen Beifall des
Publikums in der gut zur Hälfte besetzten Kirche dankten die Künstler
mit einer Wiederholung des „Con voce festiva“.
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